© Breathe Earth Collective, Entwurf Windfänger, Europaplatz St. Pölten, 2022
© Breathe Earth Collective, Entwurf Windfänger, Europaplatz St. Pölten, 2022
© Breathe Earth Collective, Entwurf Windfänger, Europaplatz St. Pölten, 2022
© Breathe Earth Collective, Entwurf Windfänger, Europaplatz St. Pölten, 2022
© Breathe Earth Collective, Entwurf Windfänger, Europaplatz St. Pölten, 2022
© Breathe Earth Collective, Entwurf Windfänger, Europaplatz St. Pölten, 2022
 

Breath Earth Collective


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WINDFÄNGER



Der gemeinsam von der Stadt und der Kulturabteilung des Landes / Kunst im öffentlichen Raum ausgelobte künstlerische Wettbewerb im Zuge der Neugestaltung des Europaplatzes, einem der höchstfrequentierten Orte der Stadt, wurde entschieden: Der Entwurf WINDFÄNGER des interdisziplinären Breathe Earth Collective erhielt vom
Expert*innengremium die Empfehlung zur Umsetzung. Überzeugt hat das Projekt mit seinem innovativen, vielseitigen Ansatz, der die Aufenthaltsqualität an dieser stark frequentierten Verkehrskreuzung nachhaltig verbessern wird. Verschiedene Aspekte des Klimawandels wurden dazu anschaulich integriert, mit welchen sich das Kollektiv bereits bei der Expo in Mailand und zuletzt im Grazer Kulturjahr beschäftigt hat. Darüber hinaus wurde eine zeitgemäße Lösung für die vorgegebene Einbindung des Elements Wasser gefunden, die durch den Wegfall des Brunnens neu gedacht werden sollte.

„Stadt und Land haben sich für 2024 und darüber hinaus in vielen Bereichen große Ziele
gesetzt. Mit Engagement arbeiten wir gemeinsam daran, St. Pölten durch zahlreiche Projekte noch attraktiver und lebenswerter zu machen. Das Gewinnerprojekt des Breathe Earth Collective zeigt, wie man altes und aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten stammendes Wissen für die Zukunft kreativ nutzen und innovativ weiterentwickeln kann. Der „Windfänger“ bringt in Zukunft mehr Aufenthaltsqualität und Entschleunigung an den bisher stark von Verkehr geprägten Europaplatz.“
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner

„Das Projekt hat auf unterschiedlichen Ebenen überzeugt. Der Bezug zur Stadt durch die Wahl des Materials, das Verständnis von Kunst nicht ´nur´ als alleinstehendes Objekt, sondern als begeh- und nutzbarer Raum, das Zusammenspiel zwischen Wasser und Luft, um ein spürbares Erlebnis zu schaffen. Wir sind überzeugt, dass diese Installationen einen spannenden Kontrast zum stark befahrenen Verkehrsraum bildet!“ Bürgermeister Matthias Stadler

Kunst- und Kulturschwerpunkt 2024
Die Bewerbung für die europäische Kulturhauptstadt 2024 hat das Fundament für die Weiterentwicklung St. Pöltens als zukunftsweisende, lebenswerte Mittelstadt gelegt. Dieser Prozess wird mit dem Kunst- und Kulturschwerpunkt St. Pölten 2024 weitergeführt. Mehrere Projekte werden die Innenstadt St. Pöltens und das Regierungsviertel bzw. den Kulturbezirk
weiter zusammenwachsen lassen. Der Europaplatz hat hier eine wichtige Rolle, gilt als eines der Tore zur Innenstadt und ist somit ein wichtiger Kreuzungspunkt, um zu den weiteren „Leuchtturmprojekten“ zu gelangen. Dazu zählen die Neugestaltung von Domplatz und Promenadenring, die Sanierung und Adaptierung der ehemaligen Synagoge St. Pölten und des Grillparzer KunstSchulCampus sowie der Neubau des Kinder-KunstLabors im Altoona-Park, dessen Freiraum ebenfalls durch zwei künstlerische Positionen im öffentlichen Raum bereichert wird.

Bürger*innendialog & öffentlicher Raum
Ausgangspunkt für die Umgestaltung des täglich von mehr als 40.000 Fahrzeugen
frequentierten Kreisverkehrs waren nötige Sanierungsmaßnahmen und Mängel der
Verkehrssicherheit, aber auch veränderte Anforderungen an den öffentlichen Raum, aufgrund gewandelter gesellschaftlicher Bedürfnisse. Die Berücksichtigung von Klimafaktoren und die Verbesserung von Aufenthaltsqualitäten sind dabei von wachsender Bedeutung.
Für die Erarbeitung von Kriterien zur Neugestaltung des Promenadenrings, für den der Europaplatz als Eingangstor verstanden werden kann, wurden erstmals Bürger*innen
eingeladen, sich aktiv in den Prozess einzubringen. Die Umsetzung einer „nachhaltigen Nachbarschaft“ in Verbindung zur Innenstadt, werden Verkehrsplaner*innen
Rosinak&Partner und Landschaftsplaner*innen DnD gemeinsam realisieren.
Zwei wichtige Aspekte aus diesem Bürger*innendialog flossen in den künstlerischen Gestaltungwettbewerb für die größte neu gewonnene Nebenfläche am umgestalteten Europaplatz ein: Die Steigerung der Aufenthalts- und Nutzungsqualität für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen sowie die Einbindung von Wasser, das bisher mit dem Brunnen am Europaplatz vorhanden war und auch zukünftig präsent sein soll.

Zukunftsweisend
Wasser ist nicht nur aufgrund der zuvor vorhandenen Brunnenanlage als wichtiger
Referenzpunkt für das zukünftige Projekt festgelegt worden, sondern auch hinsichtlich
drängender Klimathemen, die im innerstädtischen Bereich zukünftig immer notwendigere Handlungsfelder artikulieren. Die Implementierung sogenannter grün-blauer Infrastruktur dient dem Klimaschutz und ist eine der zentralen Maßnahmen, um den urbanen Raum an das sich verändernde Klima anzupassen. Das innovative und zukunftsweisende Konzept von Breathe Earth Collective schließt mit dem WINDFÄNGER nun den Kreis, um den von Stadtgemeinde und Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich vorgegebenen Aufgaben gleich auf mehreren Ebenen zu begegnen.

WINDFÄNGER – Kreislauf von Wind und Wasser
Die großflächige Brunnenskulptur in Form einer oben geöffneten Rotunde hat einen
Durchmesser von 13 Metern und gut vier Metern Höhe. Sie bietet durch ihre bauliche
Struktur einerseits einen Rückzugs- und Aufenthaltsort an dieser dichtbefahrenen
Verkehrskreuzung, andererseits ist das Objekt so konzipiert, dass seine besondere Ziegelstruktur einen Luft- und Lichtdurchlässigen Raum erzeugt. Durch ein
Bewässerungssystem können die Ziegel heiße durchströmende Luft aus der Umgebung
abkühlen, zugleich werden Verkehrslärm und Feinstaub reduziert.

Altes Wissen neu inspiriert
Bautechnisch von der arabischen Mashrabyya, den ägyptischen vernakulären Kühltechniken
sowie auch in den Ostalpen bekannten traditionellen Ziegelgittern inspiriert, wird die aus sogenannten Mönch und Nonne Ziegelformen gestaltete Struktur an drei Stellen mit Wasserkreisläufen von oben bewässert. Das Wasser wird über Vor- und Rücksprünge wie ein Wasserspiel abgeleitet und in darunterliegenden Wasserbecken aufgefangen und gefiltert.
Sensoren ermöglichen es auf unterschiedliche Tageszeiten, Wetter- und Sonnenstände zu
reagieren, um das Wasser möglichst effektiv einzusetzen. Durch den natürlichen Prozess der Verdunstung wird der Umgebung die Wärme entzogen und eine angenehm kühle, feuchte Atmosphäre im Inneren erzeugt.

Raum für Vielfalt in Natur & Gesellschaft
Die über drei Torbögen zu betretende Rotunde lädt so barrierefrei und niederschwellig
inmitten urbaner Dichte zum Verweilen ein und bietet die Möglichket den Wassertropfen, im
kühlen und sauberen Mikroklima zu entspannen und sich an der dort über die Zeit
einziehenden Flora und Fauna zu erfreuen. Die Gestalter*innen wollen hier einen Raum der
Vielfalt schaffen für Natur und Gesellschaft: „Die kreisförmige Brunnenarchitektur spendet
Wasser in drei Hauptbereichen, während zwischen diesen Bereichen auf den Bögen trockene Nistplätze Insekten, Vögel und Bienen zum Einzug einladen. Der Brunnen ist eine Hommage an die biologische Vielfalt und wird zum Lebensraum für Menschen und nicht-menschliche Akteure.“

BREATH EARTH COLLECTIVE
Das Breathe Earth Collective entwirft Architekturen, die durch Technik die Beziehung
zwischen Mensch und Umwelt nachhaltiger gestalten: vom Wald, dessen Frischluftproduktion durch technische Einbauten verstärkt wird, bis hin zu urbanen Luftmaschinen, werden prototypisch neue Herangehensweisen aufgezeigt, die im Spannungsfeld, von Städtebau und
Klimawandel Lösungsansätze für die Herausforderungen wie Luftverschmutzung und Überhitzung in den Städten skizzieren. Das transdisziplinäre Team arbeitet an der Grenze von Architektur, Landschaft, Kunst und Urbanismus in nicht hierarchischen Netzwerken, um für komplexe Herausforderungen als „Do and Think Tank“ neue Lösungen zu entwickeln. Luft und
Klima als Ressource sowie das Experimentieren und Entwerfen von Ökosystemen, die
Pflanzen und Architektur integral einbinden, stehen im Zentrum der Arbeiten von Breathe
Earth Collective. Neben der Tätigkeit im Breathe Earth Collective arbeiten alle Teammitglieder auch individuell an Projekten in verschiedenen Bereichen und Maßstäben.
MITGLIEDER:
Karlheinz Boiger (Hohensinn Architektur ZT)
Lisa Maria Enzenhofer (Green4cities Gmbh)
Andreas Goritschnig (Studio AG)
Markus Jeschaunig (Agency in Biosphere)
Bernhard König
(Green4cities Gmbh)